Bei der "Ukraine-Konferenz" des ehemaligen Vizekanzlers bleibt man am Ende unter seinesgleichen.

Foto: APA/ROLAND SCHLAGER

Für Debatten sorgte in der Vorwoche ein STANDARD-Artikel, wonach ausgerechnet Ex-FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache in der Diskussion über den Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine den Vermittler spielen will. Wie berichtet, bastelt Strache an einer "Ukraine-Konferenz", die am 12. Dezember in den Sophiensälen in Wien stattfinden soll. "Sollte die Veranstaltung fixiert werden können, gibt es in der Folge Einladungen, auch an die geschätzten Medienvertreter", ließ Strache vor einer Woche wissen.

Mittlerweile dürfte Strache sein Vorhaben in trockene Tücher gebracht haben. Den STANDARD erreichte über Umwege eine Einladung. Zahlreiche Diskussionsteilnehmer – überwiegend mit hart rechter und russophiler Schlagseite – wurden im Vorfeld angefragt. Zugesagt hat schlussendlich aber nur ein Bruchteil davon.

Konkret sind dies fünf Personen: FPÖ-Urgestein Andreas Mölzer, Frank Creyelman, ein belgischer Politiker der rechtsextremen Partei Vlaams Belang, Christina Baum, Abgeordnete der rechtsextremen Alternative für Deutschland (AfD), Ex-ÖVP- und Grünen-Politiker Efgani Dönmez und der ehemalige FPÖ-Volksanwalt Peter Fichtenbauer. Moderieren will die Veranstaltung Strache höchstselbst. Eine Anfrage des STANDARD an Strache blieb vorerst unbeantwortet.

Keine Freude mit Einladung

Absolut keine Freude mit seiner Einladung hatte der ehemalige ukrainische Botschafter in Wien, Olexander Scherba. Er sagte Strache mit einer scharfen Replik umgehend ab. Scherba stößt sich unter anderem massiv daran, dass eine Veranstaltung "zum größten Verbrechen des Jahrhunderts" mit "Brötchen, Getränken und gemütlichem Ausklang" abgehalten werden soll. "Sie wollen das Thema Ukraine mit Ihren Händen berühren? Mit Verlaub, waschen Sie Ihre Hände zuerst", entgegnete Scherba.

Von seiner Einladung prompt distanziert hatte sich auch Oberst Markus Reisner vom Bundesheer. Der Militärexperte hatte in den vergangenen Monaten das Kriegsgeschehen in der Ukraine regelmäßig breit analysiert und zählte wie Scherba nie zu den ansonsten sehr einschlägigen Mitdiskutanten, die Strache für seine Veranstaltung angefragt hatte.

"Gab es beim Bleigießen dann auch ein Hakenkreuz?"

Einstweilen begab sich Strache mit seinem Besuch in der Sendung des deutschen Komikers Kurt Krömer auf ein für ihn ziemlich rutschiges Parkett. Das Format lebt von den schnellen, giftigen Fragen und Bemerkungen Krömers. Dessen Gast soll in einer schäbigen Verhörraumkulisse, so scheint es, möglichst oft überrumpelt werden.

"Und sind Sie froh, dass Sie wieder heim im Reich sind?", fragte Krömer also zum Einstieg. "Nein", entgegnete Strache. "Also da hätte ich nicht alle Tassen im Schrank." Der Komiker hatte mit einer anderen Antwort gerechnet.

In dieser Tonart sollte es in der darauffolgenden halben Stunde weitergehen. Als Krömer bald darauf zu sprechen kam, dass Strache zu Silvester im Jahr 1989 mit der neonazistischen und mittlerweile verbotenen Wiking-Jugend an der deutschen Zonengrenze unterwegs gewesen war und in Gewahrsam genommen wurde, setzte der Komiker nach: "Ja, schönes Silvester. Gab es beim Bleigießen dann auch ein Hakenkreuz?"

Als Strache dann versuchte, sich vom Nationalsozialismus abzugrenzen, fiel ihm Krömer prompt ins Wort: "Also lupenreiner Nazi, aber ohne Hakenkreuz." Strache: "Nein, ich bin kein Sozialist und kein Extremist und daher auch kein Nazi." Wieder Krömer: "Stark rechtsradikal, ohne Nazi zu sein und ohne Hakenkreuz." Und Strache schließlich: "Nein, das ist etwas, wo Sie versuchen, lustig zu sein und fast schon in Stasi-Manier hier versuchen, Dinge in den Raum zu stellen."

Es dürfte nicht verwundern, dass Strache und Krömer eher nicht als gute Freunde auseinandergingen. Ganz im Gegenteil. Nach einem Aufriss der politischen Karriere Straches – von Jörg Haider, "Clash of Clans" bis zur Ibiza-Affäre – beendete Krömer die Sendung schließlich mit den Worten: "Ich freue mich: Der zweite Nazi, der weg vom Fenster ist. Schönes Restleben noch." Und Strache antwortete lachend: "Sie sind ein schöner Linksextremist. Alles Gute." (Jan Michael Marchart, Sandra Schieder, 8.11.2022)